Unser Verein ist fast drei Jahre alt, und drei Jahre lang dachten wir, Mazay bedeute gar nichts. Nun hat sich herausgestellt: Wir lagen falsch.
Aber der Reihe nach. Mazay entstand im Frühling 2018 und zwar innert ein paar wenigen, super intensiven Monaten. Wir wollten unseren Deutschkurs im Sommer starten, suchten Räume, Finanzen, gründeten einen Verein, sprachen mit der Heilsarmee Flüchtlingshilfe, nahmen Anmeldungen entgegen et cetera, et cetera. Ja, wir brauchten einen guten Namen, aber bitte schnell und ohne viel Tamtam.
Die pragmatische Lösung: Ich fragte all meine Schüler, wie das Wort "Zukunft" in ihrer Sprache heisst und das Wort, das in unseren Ohren am besten klang, wollten wir wählen. Da war dieser eine Schüler, ein Mann aus Eritrea, der am Anfang nicht genau verstand, was ich von ihm wollte, schliesslich aber sagte, in seiner Sprache heisse Zukunft "Mazay". Das klang super.
Wir rekrutierten daraufhin unsere erste Klasse, eine Gruppe aus 16 Personen, darunter auch drei Frauen aus Eritrea. Was uns nun etwas merkwürdig erschien, war, dass keine der drei auf den Namen Mazay reagierte. Nichts. Und als eine andere Person aus Eritrea sogar fragte, was denn Mazay bedeutet, waren wir ratlos. Ein Missverständnis? Oder sprach mein Schüler vielleicht nicht Tigrinya, sondern eine der vielen Minderheitensprachen Eritreas?
Seit fast drei Jahren erzählten wir darum, wenn uns jemand nach der Bedeutung des Namens fragte, genau diese Geschichte: Wir haben keine Ahnung, ob es etwas bedeutet, aber es klingt gut.
Bis...
... vor ein paar Wochen ein Vereinsmitglied mit diesem Lied daherkommt:
Was singt er da? "Mazay, Mazay" ist ein Liebeslied. Nicht für unseren Verein, leider, sondern für eine Frau, wobei "Mazay" ein Kosename ist. Also sowas wie "Schätzli". Na toll.
Aber: Es gibt noch eine weitere Bedeutung. Der Kosename ist offenbar abgeleitet vom Wort "Mahazay". Und das bedeutet: Freundschaft.
Beitrag geschrieben von Dominik
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